Professionelle Kanalreinigung
Abwasserrohre und -kanäle verschmutzen mit der Zeit. Das Abwasser leitet auch Feststoffe in die Kanalisation ein. Da die Fließgeschwindigkeit des Abwassers häufig zu gering ist, um die Feststoffe wegzutransportieren, können diese den Abwasserkanal verstopfen, was wiederum Überschwemmungen zur Folge hat. Außerdem entstehen im Kanal schädliche Gase und Belage an den Rohren, sodas diese korrodieren und frühzeitiger altern. Ein eventueller Austausch ist dann nicht nur aufwendig, sondern auch teuer. Sielhaut an den Rohrwandungen trägt ebenfalls dazu bei, dass sich der Rohrdurchmesser mit der Zeit verringert und der Abfluss zunehmend erschwert wird. Diese Schleimschicht vorwiegend aus Mikroorganismen entsteht häufig in den Innenflächen von Entwässerungssystemen.
Wird sie nicht entfernt, kann sie sich zu einem Abflusshindernis ausbilden und ebenfalls die Ausspülung von Feststoffen verhindern. Die fortschreitende Sedimentation der Abwasserinhaltsstoffe fördert zudem die Bildung von Ablagerungen, die wiederum zur Fäulnis neigen. Dadurch können unangenehme Geruchsstoffe, giftige Gase und betonaggressive Säuren im Abwasser entstehen. Um Schäden durch Korrosion, Verstopfungen, Rückstau oder Überschwemmungen vorzubeugen, ist daher eine regelmäßige Kanalreinigung unverzichtbar. Eine fachmännisch durchgeführte Kanalreinigung entfernt zuverlässig alle Schadstoffe in den Abwasserkanälen und Rohren. Fördermenge und Ablaufgeschwindigkeit des Abwassers normalisieren sich wieder.
Im öffentlichen Bereich als auch in Privathaushalten werden Kanalinspektionen in Auftrag gegeben, um mögliche infrastrukturelle Schäden in den Abwasserkanälen und im Kanalrohrnetz rechtzeitig zu erkennen. Dazu wird mithilfe einer digital gesteuerten Videoinspektion das Kanal- und Rohrsystem auf Wasserrohrbrüche, Überschwemmungen, Wurzelwachstum etc. untersucht. Werden bei solchen Inspektionen drohende Verstopfungen, fortschreitende Korrosion am Rohrnetz oder ähnliche Schäden festgestellt, ist es Zeit für eine professionelle Reinigung der Kanalisation.
Wie wird eine Kanalreinigung durchgeführt?
Bei der Kanalreinigung wird zwischen drei Methoden unterschieden. Die Schwallspülung ist die älteste Methode. Sie basiert auf eingebauten Absperrelementen. Diese stauen das Wasser auf. Indem die Absperrungen plötzlich geöffnet werden, entsteht ein Spülschwall, der die Ablagerungen wegschwemmt. Eine andere Art Abwasserkanäle zu reinigen ist die Stauspülung. Dazu wird das aufgestaute Wasser selbst zur Reinigung eingesetzt. Das Wasser wird über ein eingebautes Rohr zu einer Düsenform geleitet. Diese Querschnittverengung verstärkt den Wasserdruck und erzielt eine höhere Spülwirkung. Die dritte Methode, die sogenannte Hochdruckspülung, ist die wirksamste Art der Kanalreinigung. Sie wird in den meisten kleinen und mittelgroßen Abwasserkanälen maschinell durchgeführt und kann hartnäckige Verschmutzungen vollständig entfernen. Leicht begehbare Großkanäle mit mehr als zwei Metern Durchmesser werden zumeist manuell gereinigt.
Wie funktioniert die Hochdruckreinigung?
Für eine Hochdruckreinigung kommen hochmoderne Spülfahrzeuge zum Einsatz. Diese bestehen aus einem Wassertank mit Schlauch, eine Hochdruckpumpe und speziellen Düsen. Um eine effektive Reinigung des Kanals sicher zustellen, müssen die Düsen abhängig vom Verschmutzungsgrad und dem Kanaldurchmesser genau auf die Leistung der Hochdruckpumpen abgestimmt werden. Der von der Hochdruckpumpe erzeugte Wasserdruck wird mithilfe des Schlauches weiter zur Düse geleitet. An dieser tritt er in Form eines scharfen Wasserstrahls aus. Der Wasseraustritt erfolgt durch die meistens nach hinten gerichteten Löcher der Düse. Die dabei entstehenden hohen Zugkräfte ermöglichen eine Reinigung auch über Distanzen von mehreren hundert Metern. Alternativ gibt es Düsen mit Wasseraustritt nach vorne. Diese eignen sich besonders für Verstopfungen. Für eine Hochdruckreinigung werden große Mengen an Wasser benötigt. Ausgehend von einer durchschnittlichen Leistung von 400 l/min der Hochdruckpumpe können an einem Arbeitstag über 100.000 Liter frisches Wasser verbraucht werden. Um den hohen Verbrauch auszugleichen, gibt es eine spezielle Form der Kanalreinigung mittels Wasserrecycling.
Wasserverbrauch und Wasserrecycling
Kanalreinigungen werden üblicherweise mit Wasser durchgeführt. Dazu werden spezielle Saug- und Spülfahrzeuge mit Wasserrückgewinnung verwendet. Ein sinnvoller Nebeneffekt dieser kombinierten Wasserrecyclingsysteme ist, dass kein separates Saugfahrzeug gebraucht wird, um die angespülten Abfälle aus der Kanalreinigung abzusaugen. Die anfallenden Feststoffe und das Abwasser werden vom Wasserrecycler direkt aus dem Kanal eingesaugt und in einem Filtersystem gefiltert. Es werden nur noch Partikel, die kleiner als ~0,1–0,3 mm sind, vom Filter durchgelassen. Gegenüber der herkömmlichen Hochdruckreinigung ist die Kanalreinigung mit Wasserrecycling die wesentlich wirtschaftliche und ökologisch nachhaltigere Methode.
Kanalreinigung und Sicherheit
Die von Personen durchgeführte Reinigung der Kanalisation kann gewisse Gefahren mit sich bringen. Dazu zählen u. a. Gasgefahren und unzureichende Belüftung. Vor dem Einstieg in die unterirdischen Gruben und Schächte sollte immer eine Kontrolle durch ein Gaswarngerät erfolgen. Zudem ist für eine ausreichende Belüftung Sorge zu tragen. Eine leichtsinnige Nichtbeachtung notwendiger Sicherheitsmaßnahmen kann zum Tod durch Ertrinken infolge Ohnmacht durch das Einatmen von Gas oder zur Erstickung wegen unzureichender Belüftung führen. Die Oberflächen im Kanalsystem können durch Ablagerungen ziemlich rutschig werden. Es droht eine erhöhte Rutsch- oder Sturzgefahr. Die Berufgenossenschaft als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung hat diesbezüglich die Richtlinie BGR 126 „Arbeiten in umschlossenen Räumen abwassertechnischer Anlagen“ erlassen, die es zu beachten gilt. Weitere zu beachtende Richtlinien sind die BGR 117-1 „Arbeiten in Behältern, Silos und engen Räumen“ und die Informationsschrift der Gesetzlichen Unfallversicherungen GUV-I 8755 „Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen an Arbeitsplätzen in Abwasserentsorgungsbetrieben“. Zwecks schadloser Entsorgung werden zudem Abfälle aus der Kanalreinigung wie z. B. Kanalschlämme und Kanalsande dem Abwasser entnommen und abgefahren.